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Zeit schenken ist unbezahlbar

Auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken vergessen wir manchmal, dass die Zeit, die wir an Weihnachten gemeinsam verbringen, etwas ganz Besonderes ist.

Weihnachten steht vor der Tür. 24% der Deutschen wollen dieses Jahr weniger Geld fürs Fest ausgeben. Bedeutet das in Zeiten der Inflation Verzicht? „Nicht unbedingt“, meint Soziologin und Verhaltenswissenschaftlerin Prof. Dr. Petra Arenberg. Auch wenn bei den Geschenken Gutscheine, Kosmetik und Spiele hoch im Kurs sind, wird dabei oft vergessen, dass die Zeit, die wir an Weihnachten gemeinsam verbringen, etwas ganz Besonderes ist. 

Was macht es mit uns, wenn wir uns etwas schenken?

Schenken ist oft für die Schenkenden wichtiger als für die Beschenkten. Dabei sind Geschenke Symbole, die Idee zählt oft mehr als der monetäre Wert. Zeit ist etwas sehr Wertvolles, ein kostbarer Luxus in schnelllebigen Zeiten.

Wegen geringem Budget einfach nichts schenken – eine gute Idee?

Wertschätzung kann man auch anders ausdrücken als durch materielle Geschenke. Zeit schenken, etwa über gemeinsame Aktivitäten, signalisiert, wie gern wir mit dem Anderen zusammen sind. Es schafft bleibende Erinnerungen, die im Laufe der Jahre nichts an ihrer Wertigkeit verlieren.

Wenn man Zeit schenkt, muss man sich überlegen, wie man diese Zeit gestaltet. Geschenke, monetär oder zeitlich, sollten sich immer nach dem Beschenkten richten. Man sollte sich die Frage stellen: Welche Vorlieben und Wünsche hat der Beschenkte? Ein gemeinsamer Ausflug macht zum Beispiel nur dann Sinn, wenn sich der Beschenkte gerne bewegt. Dazu sollte man die Person, für die das Geschenkt ist, gut kennen. Im Zweifel ist es besser zu fragen, auch wenn die Überraschung dann nicht mehr so groß ist.

Was ist an Weihnachten wirklich wichtig?

Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, mit den Menschen, die wir lieben, zusammen zu sein. Gemeinsame Mahlzeiten stellen für soziale Gruppen, beispielsweise Familien, ein wichtiges Ritual dar. Gemeinsam Essen ist in unserer Kultur von besonderer Bedeutung. An Weihnachten darf es auch länger dauern, Fondue oder Raclette sind traditionelle Gerichte, die das Gemeinsame betonen. Es gibt sogar Studien, die zeigen, wenn Menschen aus einem Topf essen, dann steigt der Wille zu kooperieren und man fühlt sich den Anderen verbunden.

Viele Menschen glauben, dass es an Weihnachten besonders schön sein soll. Das übt großen Druck aus und macht die Vorweihnachtszeit oft zum Stresserlebnis. Gemeinsame Zeit verbringen bedeutet nicht Perfektion. Die Wertschätzung, die wir einander entgegenbringen, drückt sich z.B. nicht im perfekten Menü, sondern im gemeinsamen Kochen und Essen aus. Deshalb ist es wichtig, die Erwartungen der anderen zu berücksichtigen, ohne sich selbst zu sehr zu stressen. Gutes Zeitmanagement bei der Vorbereitung ist wichtig, um Weihnachten genießen zu können. Wer selbst keine Zeit (oder Lust) hat zu kochen und die Wohnung zu schmücken, kann die Gäste bitten, etwas für die festliche Deko oder das Weihnachtsmenü mitzubringen. Wenn es der Geldbeutel zulässt, kann man auch in ein Restaurant gehen.

Welche Tipps gibst du unseren Lesern für die Weihnachtstage?

Zunächst sollten wir uns überlegen: Was sind meine Vorstellungen von einem schönen Weihnachtsfest? Wann war es in der Vergangenheit gelungen? Was hat das bewirkt? Diese Gedanken gilt es mit den Vorstellungen der anderen Beteiligten in Einklang zu bringen.  Setze deine Erwartungen nicht zu hoch und plane Zeitreserven ein. Denke auch an dich und schaffe dir Freiräume.

Prof. Dr. Petra Arenberg

ist Soziologin und Verhaltenswissenschaftlerin an der SRH Fernhochschule - The Mobile University und Professorin für Sozialwissenschaften und Kompetenzentwicklung.