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Der Mythos vom Erfolgscoaching?

In den sozialen Medien werden zahlreiche Coachings angeboten, manche seriöser als andere. Wir sprechen mit Prof. Dr. Luckau darüber, wie man seriöse Coaches erkennt und warum die Wahl des passenden Coaches oder der passenden Coachin so wichtig ist.

In den sozialen Medien sind sie schwer zu übersehen: Überall werben selbsternannte Coaches mit ihren vermeintlichen Erfolgsgeschichten und versprechen schnelle Ergebnisse für teures Geld, wenn man nur ihr kostenfreies E-Book heruntergeladen hat. Doch wo verläuft die Grenze zwischen einem seriösen Coach bzw. einer seriösen Coachin, die sich die Zeit nehmen, Menschen zu begleiten und zu helfen, und den Möchtegern-Coaches, die lediglich auf das schnelle Geld aus sind? Wie erkennen wir die schwarzen Schafe?

Gemeinsam mit Prof. Dr. Pamela Luckau, unserer Professorin für Kommunikation und Coaching, welche den Masterstudiengang „Beratung und Coaching (M.A.)“ leitet, tauchen wir einmal tiefer in die Thematik ein.

Welche Ausbildung oder Erfahrung sollten gute Coaches vorweisen können?

Viele Coaches können eine anerkannte Coaching-Zertifizierung oder -Ausbildung vorweisen, welche ihren Erfahrungsschatz nachweisen. Denn grundsätzlich gilt laut Prof. Dr. Luckau: „Je mehr Erfahrung ein:e Coach:in vorweisen kann, desto sicherer ist die Anwendung der erlernten Werkzeuge.“ Es gibt aber auch Coaches, die keine Ausbildung haben und allein mit der Erfahrung bei ihren Kund:innen punkten. Prof. Dr. Luckau rät hier, sich einmal selbst zu fragen: Welche Erfahrung wünsche ich mir bei einer coachenden Person, damit er oder sie mich wirksam begleiten kann? Denn darauf baut die anschließende Coaching-Beziehung auf.

An der SRH Fernhochschule absolvieren die Studierenden im Studiengang Beratung und Coaching (M.A.) neben den theoretischen Modulen auch eine Praxisausbildung, bei der sie von den Professoren und Professorinnen supervidiert und begleitet werden. „So wird nicht nur das Wissen rund um das Handwerkzeug gelernt, sondern besonders die professionelle Anwendung trainiert“, sagt die Studiengangsleiterin.

Wirksame Zusammenarbeit - ganz gleich in welchem Kontext - basiert auf einem vertrauensvollen Verhältnis, das von gegenseitigem Interesse und Wertschätzung geprägt ist.
Prof. Dr. Pamela Luckau

Woran erkenne ich, ob ein:e Coach:in seriös arbeitet?

Ob jemand seriös coacht oder nicht, lässt sich vor allem am Verhalten der Person gegenüber (potenziellen) Klient:innen erkennen. Prof. Dr. Luckau hat drei Tipps, woran wir seriöse Coaches erkennen können:

Unverbindliches Erstgespräch ohne Druck zu erzeugen

„Eine seriöse Geschäftsbeziehung – denn Coaching ist kein Gefallen und auch keine Gefälligkeit mal eben so nebenbei – kommt nach einem für beide Seiten(!) unverbindlichen und selbstverständlich auch kostenfreien Erstgespräch zustande. Hier findet ein persönliches Kennenlernen statt, hier exploriert die coachende Person die Anliegen des Gegenübers und kann die eigene Geeignetheit einschätzen und eine Prognose über Dauer und Inhalte der Zusammenarbeit geben. Auch werden verbindliche Regeln festgelegt. Wenn hier Sätze fallen wie „Sie müssen sich bitte bis morgen entscheiden, ich habe so viele Anfragen…“ oder „Bei mir ist noch jeder seinen Zielen nahe gekommen…“ oder „Wenn Sie heute schon für die nächsten 10 Treffen bezahlen, schenke ich Ihnen ein E-Book oder Sie bekommen Rabatt…“ dann sind Sie mindestens an jemanden geraten, der das eigene Geschäftsmodell wichtiger nimmt als Ihre Anliegen.“

Keine Versprechungen

„Jede Form von Versprechen ist ein Grund, mindestens innezuhalten oder die Beziehung zu beenden. Wenn ein:e Coach:in ein Versprechen macht, geht er oder sie in die Verantwortung für ein Ziel. Die coachende Person ist prozessverantwortlich; die Verantwortung für jeden Inhalt liegt und bleibt aber beim Coachee. Coaching aktiviert Ressourcen und räumt Hindernisse auf dem Weg zur Erreichung eines Ziels beiseite; nicht selten erleben Coachees dadurch einen Motivationsschub. Auch werden verdeckte oder nebulöse Qualitäten im eigenen Leben deutlich klarer. Grundsätzlich gilt: Jenseits der Einhaltung von Terminen und vereinbarten Regeln zur Verbindlichkeit haben Versprechen im Coaching nichts zu suchen!“

Objektivität und Unvoreingenommenheit

„Coachees haben oft bereits eine konkrete Vorstellung dessen, wo das Problem liegen könnte. Die coachende Person muss aber dennoch objektiv bleiben, auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen.

Im Erstgespräch erarbeiten Coach:in und Coachee gemeinsam die Ziele des Coachings. An diesen orientiert sich der darauffolgende strukturierte Prozess. Der Coach oder die Coachin wendet seine bzw. ihre professionelle Methodik an. Durch Transparenz und klare, offene Kommunikation stellt er oder sie eine vertrauensvolle Beziehung zum Coachee her.“

Wie finde ich eine:n gute:n Coach:in?

Persönliches Netzwerk & Empfehlungen

„Viele Coaching-Interessierte fragen im persönlichen beruflichen Netzwerk herum und ziehen so die Erfahrung von Vertrauenspersonen als Entscheidungskriterium heran“, weiß Prof. Dr. Luckau. Die Berichte früherer Kund:innen helfen, ein besseres Verständnis für die Qualität und den Stil des Coachings zu bekommen.

Plattformen & Suchmaschinen

Eine einfache Suchmaschinen-Abfrage kann dabei helfen, regionale oder thematisch spezialisierte Coaches zu finden. Auch die Suchfunktion in Business-Netzwerken hilft dabei, Coaches ausfindig zu machen. Auch hier können Erfahrungsberichte die Entscheidung erleichtern.

Verbände

Da der „Coach“ in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung ist, kann sich prinzipiell jede und jeder so nennen. Die Coaching-Verbände sind laut Prof. Dr. Luckau ein guter erster Anhaltspunkt, um gute Coaches ausfindig zu machen. Die Verbände sind grundsätzlich bemüht, Transparenz herzustellen und bieten häufig durchsuchbare Datenbanken. „Hier braucht es offene Augen, wenn Profile oder Profilangaben veraltet sind“, rät die Expertin.

Wie erkenne ich, ob ein:e Coach:in zu mir persönlich passt?

„Wirksame Zusammenarbeit - ganz gleich in welchem Kontext - basiert auf einem vertrauensvollen Verhältnis, das von gegenseitigem Interesse und Wertschätzung geprägt ist. Man könnte auch sagen: Die Tür schwingt in beide Richtungen“, sagt die Expertin. Hilfreich ist es, sich die Webseite, den Podcast, die Broschüre oder den Lebenslauf der coachenden Person anzusehen. Wenn dabei Neugier, Interesse oder Verständnis entstehen, sind das Hinweise darauf, dass es passen könnte mit dieser Person. Reagiert man hier bereits mit Kopfschütteln oder einer hochgezogenen Augenbraue, sollte man sich anderswo weiter umsehen. „Hören Sie auf Ihren Bauch!“, rät Luckau.

Prof. Dr. Luckau gibt ein Beispiel: „Nehmen wir an, da ist ein Instagram-Star-Coach der damit wirbt, seine Kunden vor einem Burn-Out zu schützen, indem er ihnen hilfreiche Strategien aufzeigt. Stolz wird geteilt, dass der eigene Burn-Out die eigene Welt auf den Kopf gestellt hat und seither ein Leben nach ganz neuen Grundsätzen geführt wird. Hier besteht die latente Gefahr, dass der Coach die Kund:innen gleichsam benutzt und eigene Erfahrungen auf das Gegenüber projiziert. Und: Wer will schon gern in die Angst geführt werden, wenn Coaching doch Ressourcen aktivieren kann, die zu den eigenen Zielen führen. Überlegen Sie mal: Wollen Sie Teil eines Problems sein oder eine eigene Lösung mit fremder Unterstützung erreichen?“

Und was denkt eigentlich die coachende Person?

„Ich persönlich merke beim ersten Kontakt, ob es eine Resonanz zur Anfrage oder zur Person gibt.“, sagt Prof. Dr. Luckau. „In den meisten Fällen kommen die Anfragenden mit einer Frage, einem Anliegen oder schon einer Vermutung, wo das vermeintliche Problem liegt. Davon darf ich mich dann nicht leiten lassen, sondern erarbeite im Erstgespräch zunächst die Ziele. Je größer die Erfahrung, desto schneller merke ich, ob ich die ratsuchende Person wirklich auf sein oder ihr Ziel hin begleiten kann – oder nicht. Wenn ich die Vorstellungen meines Gegenübers nicht teile, ich selbst ein Unbehagen mit dem Thema habe – etwa weil ich selbst damit noch zu tun habe – dann verweise ich an eine:n Kolleg:in oder lehne die Anfrage ab. Coaches sind keine allwissenden Freigeister, die mit keinem irdischen Thema selbst mehr Probleme haben und über den Dingen schweben. Wir sind auch Menschen mit Zielen und Träumen und turbulenten Alltagen.“

SRH Fernhochschule | Prof. Dr. Pamela Luckau

Prof. Dr. Pamela Luckau

ist Professorin für Kommunikation und Coaching an der SRH Fernhochschule. Sie leitet den Studiengang Beratung & Coaching (M.A.).